Nürnberger Epitaphienkunst und -kultur

Erhalt

Rotarier Club Nürnberg-Kaiserburg finanzierte Epitaphien Restaurierung
Restaurierung von elf Epitaphien vom St. Johannisfriedhof

In einer erneuten Kooperation mit dem Rotary Club Nürnberg Kaiserburg konnten 2020 elf weitere Epitaphien des 16. und frühen 17. Jahrhunderts vom St. Johannisfriedhof restauriert werden. Eine Präsentation der Epitaphien war aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich; als Ersatz dafür erschien im November 2020 eine reich bebilderte Broschüre (Download hier).
Am 20. Juni 2022 hielt Dr. Claudia Maué beim Meeting der Rotarier einen Vortrag über die Epitaphien und erläuterte deren kunst- und kulturgeschichtliche Bedeutung.

Zwei restaurierte Epitaphien kehren nach St.Rochus zurück

Dank der finanziellen Unterstützung durch den Nürnberger Epitaphienverein kehren nach fast sechzig Jahren die in den letzten Kriegstagen beschädigten Epitaphien für den Zinngießer Niclas Horchaimer und den Messerschmied Hans Schmid auf den Rochusfriedhof in Gostenhof zurück.

Nürnberger Nachrichten 15.4.2020

Foto: Claudia Maué

Restaurierung des Epitaph Johannis Nr. 1920

Derzeit wird das Epitaph mit Mitteln des Vereins restauriert.

Dabei wird die bisher deponierte abgebrochene linke untere Ecke wieder angebracht. Voraussichtlich kann es im Juni 2018 wieder auf dem Grabstein angebracht werden.

Das Epitaph entstand für den Barchentweber Leonhard Spädt und seine Frau Barbara. Unterhalb der Inschrifttafel sind in einem wappenähnlichen Feld drei Weberschiffchen als Handwerksgeräte des Webers angeordnet. Am unteren Rand der 1608 datierten Inschrifttafel ist das Monogramm " I W " eingraviert. Es steht für Jakob Weinmann (1570-1632), den bedeutendster Vertreter dieser Rotgießerfamilie, aus dessen Werkstatt noch heute über 200 Epitaphien auf den Nürnberger Friedhöfen erhalten sind. Er arbeitete nicht nur für finanzkräftige Auftraggeber wie einen Bamberger Domherrn, sondern für alle Bevölkerungsschichten.
Das Spädt-Epitaph gehört zu den schlichteren Exemplaren seiner Gattung, die sich auch ein Handwerker wie der Barchent (ein Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle) erzeugende Leonhard Spädt leisten konnte.

Rotarier Club Nürnberg-Kaiserburg finanzierte Epitaphien Restaurierung

Das Schmuck'sche Epitaph (1613)
Bei diesem Epitaph war der obere Rand abgebrochen und notdürftig wieder angefügt. Die Schäden nahmen witterungsbedingt zu.

Schmuck'sche Epitaph
Foto: Tom Haydn

Das Schmuck'sche Epitaph stammt aus dem Jahr 1613. Geschaffen wurde es in der Werkstatt des Jakob Weinmann, die generationenlang im Bereich der Epitaphienkunst führend war. Das Epitaph zeigt das Wappen des Kaufmanns Christoph Schnuck und seiner Ehefrau Maria. Im Wappenschild des Ehemanns befinden sich drei Hechte - Schnuck stammte aus den Niederlanden und das holländische Wort für Hecht ist Schnock. Es handelt sich also um ein "redendes" Wappen. Das Wappenschild der Ehefrau zeigt einen kleinen Vogel mit angelegten Flügeln.

Das Epitaph des Virgilius Eighorn (1619)
Das Schriftfeld war linksmittig eingebrochen.

Epitaph des Virgilius Eighorn
Foto: Tom Haydn

Das Epitaph des Virgilius Eighorn entstand 1619 in der Werkstatt des Jakob Weimann. Der reiche Handelsmann Virgilius Eighorn war einen bedeutende Nürnberger Unternehmerpersönlichkeit. Zwei Jahre bis zu seinem frühen Tod im Alter von 44 Jahren, übte er das Amt eines "Genannten" des "Kleinen Rates" aus. Sein prachtvolles Epitaph zeigt sein Wappen mit den Eichelhörnchen und das seiner Frau mit einem Bären. über den Wappen die Auferstehung Christi und ganz oben Gottvater.
Eighorn musste im Zuge der Gegenreformation seine Heimatstadt Münnerstadt verlassen. Die große Darstellung der Auferstehung mit bekrönender Figur Gottvaters betont womöglich Eighorns Frömmigkeit.

Das Holtzmann Epitaph (1615)
Dieses Epitaph war mittig komplett gebrochen.

Holtzmann Epitaph
Foto: Tom Haydn

Das Holtzmann Epitaph stammt aus dem Jahr 1615 und wurde ebenfalls in der Werkstatt des Jakob Weinmann hergestellt. Conrad Holtzmann war Pfragner, also ein Kleinhändler. Anscheinend warf sein Geschäft so viel ab, dass er sich ein Grab auf dem St. Johannisfriedhof leisten konnte. Das Epitaph ist allerdings nicht so singulär wie z.b. das Schmuck'sche. Von seiner Art finden sich noch zwölf andere auf dem Friedhof, was für eine gewisse Standardisierung der Kartuschenform spricht.

Das Epitaph des Hans Morgenroth (1615)
Das Schriftfeld war links bis zur Mitte gebrochen.

Epitaph des Hans Morgenroth
Foto: Tom Haydn

Das Epitaph des Hans Morgenroth stammt aus dem Jahr 1615. Morgenroth war von Beruf Büchsenmacher, also er stellte Gewehre her, aber nicht nur das, sondern zum Beispiel auch Bärenfallen. Man verschloss damals die Bienenstöcke, die sich in einem Baum befanden, mit einem Brett. Immer wieder versuchten die Bären an den Honig zu kommen, indem sie das Brett wegschlugen. Darum konstruierten die Büchsenmacher eine besondere Apparatur: der Bär erhielt durch einen Hebel einen Schlag auf die Schnauze, sodass er Sternchen sah und die Flucht ergriff. Das Meisterzeichen des Hans Morgenroth war der Bär, das hier humorvoll mit der Bärenvertreibung verbunden wurde.

Rotarier Club Nürnberg-Kaiserburg finanzierte Epitaphien Restaurierung
Übergabe restaurierter Epitaphien

Ein Gespräch zwischen der Vereinsvorsitzenden Dr. Claudia Maué, dem Präsident des Rotary-Clubs Nürnberg-Kaiserburg, Dr. Christian Schmidt und Epitaphienmacher Tom Haydn motivierte die Rotarier, zum 500jährigen Bestehen der historischen Friedhöfe St. Johannis und St. Rochus ein kulturelles Projekt zu realisieren. Die Rotarier finanzierten die Restaurierung von vier Epitaphien aus dem 17. Jahrhundert, die der Vorstand des Vereins aus einer Vorschlagsliste der Friedhofsverwaltung ausgewählt hatte.

In seiner launigen Festrede bei dem Festakt zur Übergabe in der St. Johanniskirche am 25. Juni 2018 - gereimt und in Nürnberger Mundart - beschrieb Dr. Christian Schmidt die Entstehungsgeschichte des Projektes und betonte, dass der Erfolg möglich wurde, weil alle an einem Strang gezogen haben.

Die Bildsprache der historisch wertvollen Epitaphien erläuterte Dr. Claudia Maué in einem Kurzvortrag und Tom Haydn beschrieb anhand des Schnuck'schen Epitaphs den schwierigen Weg einer Restaurierung. Für den Verein dankte der Schatzmeister Thomas Weitzenfelder den Rotariern für das bürgerschaftliche Engagement. "Der Rotary-Club Nürnberg-Kaiserburg hat mit der Übernahme der Finanzierung der vier Epitaphien ein wichtiges Signal ausgesendet". Das Projekt ist auch Ausdruck gesellschaftlichen Rückhalts für die Nürnberger Epitaphienkultur, die in die bayerische Landesliste des "immateriellen Kulturerbes" aufgenommen wurde. Mehr noch trügen "die Einmaligkeit der Jahrhunderte alten lebendigen Epitaphienkunst - hier vertreten durch Tom Haydn und die Epitaphien selbst - eine europäische Dimension, die bei der Bewerbung Nürnbergs um die Europäische Kulturhauptstadt eine Rolle spielen werde", so der Vertreter des Vereins.

Elfi Heider, die Leiterin der Friedhofsverwaltung nahm gemeinsam mit dem 1. Pfarrer Wilmer die Epitaphien entgegen. Sie dankte den Rotariern, Tom Haydn und dem Verein für das Engagement und erinnerte an die große Aufgabe, den großen Epitaphienbestand zu erhalten, wofür es Unterstützung von vielen Seiten bedürfe, wie diese große Maßnahme eindrucksvoll gezeigt habe.